Zurück nach Moorea
Wir verlassen den Hafen gemeinsam mit den Salty Brothers und StrongSails. Wir tauschen untereinander Crew aus und lernen dadurch die Boote der anderen besser kennen. Da in den nächsten Tagen viel Wind gemeldet ist, verkriechen wir uns in eine der zwei tiefen Buchten. Die steilen Berghänge und die fjordähnliche Bucht verstärken jedoch den Wind mit vielen Böen. Die Nacht verbringen wir schlaflos. StrongSails muss mitten in der Nacht verholen, wir rutschen zum Glück erst am frühen Morgen nach Sonnenaufgang. Der Wind wird die kommenden Tage schwächer. Wir können Schlaf nachholen und Moorea mit Scootern erkunden. Die Insel ist sehr schön, erinnert uns an die Marquisen. Wir klappern einige Aussichtspunkte ab und geniessen im wohl angesagtesten Roulotte, so heissen hier die Snack Restaurant, ein leckeres Mittagessen. Wir kommen vor 12h an und ergattern uns dadurch einen Platz ganz vorne am Wasser. Natürlich gibt es leckeren Thunfisch. Frische, Qualität und Preis sind in Polynesien nicht zu überbieten. Jedoch bläst der Wind hier vorne richtig fest und wir machen uns Sorgen um unser Boot. Hält der Anker?
Wir fahren einmal komplett um die Insel, machen uns jedoch bei jedem Windstoss sorgen um unser Schiff. Wir beschliessen, dass sich jetzt an unserer Ankersituation endlich etwas verbessern muss. Wir schauen nach gebrauchten Ankern, welche besser und schwerer sind als der unsere. Wir werden kurzfristig jedoch nicht fündig. So beschliessen wir etwas anderes auszutesten.
Mit etwa 2m Abstand zu unserem ersten Anker, montieren wir einen zweiten Anker. Wir haben nun den normalen Pflugschar Anker und eben den zweiten vorne dran, ein Aluminium Plattenanker. In der Theorie, dient nun der Pflugscharranker als Gewicht, welches sich optimalerweise auch eingräbt. Der ganz aussen montierte Plattenanker aus Aluminium dient dem eigentlich Halt, jedoch ohne grosses Gewicht. Nach einem Probetauchgang sieht das ganze sehr vielversprechend aus. Diesen Test haben wir an einem anderen Ankerspot durchgeführt. Die Baie de Cook war uns zu böig.
Sting Ray City
Der Wechsel des Ankerplatzes nach dem Tag mit den Scootern, hat uns auch näher an Sting Ray City geführt. Ein Ort mit maximal 2m Wassertiefe und vielen Touristenbooten, welche die Stachelrochen mit Fisch füttern. Naturfans erinnern sich nun an den Tod von Steve Irwin, alias Crocodile Hunter. Er wurde an einer australischen Küste von einem Stachelrochen getötet. Die Tiere hier sind jedoch zahm, es gab bisher keine Unfälle. Wir sind durch die Situation mit den Rochen zwiegespalten. Wir mögen Tiere, jedoch gehören diese in die Natur. Durch die Zähmung verlieren sie ihre Magie. Trotzdem ist ihr Verhalten sehr süss anzusehen und das Erlebnis einzigartig.
Auch Haie schwimmen hier herum, die behalten jedoch ihre Angst und kommen nicht näher als einige Meter. Interessant wie die Scheu in der Natur einiger Tiere steckt und in anderen verloren gehen kann.
Mooreas Unterwasserwelt
Viele Inseln Französisch Polynesiens beheimaten im Winter der Südhalbkugel Buckelwale. Während den kalten Monaten weiter südlich, kommen sie hier hoch zur Paarung, teils sogar mit Jungen vom letzten Jahr. Mitte August fängt es langsam an und es werden immer mehr. Anfangs September können wir die Tiere fast täglich beobachten und zweimal sogar mit ihnen schwimmen. Leider ging genau am Tag davor unsere GoPro kaputt und wir haben davon kein Bildmaterial.
Doch auch vom Schiff aus sind die Tiere wunderschön. Einmal vor Anker, kamen uns eine Mutter mit ihrem Jungen fast bis ans Heck. In der Nacht können wir manchmal Walgesang hören. Wirklich magische Momente.
Dem gegenüber stehen tote Korallenriffe. Offenbar hat ein eingeführter Seestern gewaltigen Appetit auf Korallen Ein Exemplar verspeist bis zu 1m2 Korallen pro Tag. Wir können diese Information nicht überprüfen, so wurde es uns zumindest erzählt. Es leben hier trotzdem noch Fische und Haie, letztere gelten eigentlich als Zeichen für eine intakte Unterwasserwelt. Vielleicht hatten wir auch nur Pech und gingen an den falschen Stellen unter Wasser. Nebst den Haien ist auch ein anderes Tier widersprüchlich. Während wir in den Tuamotus, der Inselgruppe mit der bisher artenreichsten Unterwasserwelt, keine einzige Schildkröte gesehen haben, beobachten wir hier etwa 30 Stück während einem Tauchgang.
Beim Speerfischen waren wir jedoch weniger erfolgreich. Unsere Beute, Papageienfische, "Rougier" und Einhornfische sind hier kaum anzutreffen und wenn doch, dann nur in kleinen Exemplaren. Wiederum eher ein Indiz für eine ungesunde Natur.
Grillabend unter Segelfreunden
Nebst unseren treuen Begleitern der letzten Wochen, Jonas und Jenny von Sailstrong, treffen wir am Ankerplatz auf Allan. Allan ist ein 59 Jahre alter Amerikaner, hat eine russische Freundin welche in Paris lebt und reist auch ohne Boot gerne herum. Ein echter Weltenbummler und eine interessante Persönlichkeit. Er ist auch Unternehmer und arbeitet vom Boot aus. Irgendwie ist er anders als viele von uns angetroffenen Amerikaner. Er spricht bedachter und ist sich bewusst, dass Englisch für uns eine Fremdsprache ist. Er spricht daher ruhig und deutlich. Zudem kann er gut Französisch und sogar wenige Worte Deutsch. Nach unserer Erfahrung auch eher untypisch, dass Amerikaner ohne Migrationshintergrund eine zweite Sprache sprechen. Aktuell hat Allan zwei Reisende aus Frankreich als Crew mit an Bord, Aurane und Mathias.
Aurane wurde als Teenager durch eine Fernsehsendung auf den Ozean aufmerksam. Irgendwann entfachte in ihr das Feuer und sie begann auf Traditionsseglern zu arbeiten. Als Ozean Liebhaberin ist sie natürlich auch Freediverin, Dive Master und Schwimmerin. Aktuell hat sie Ferien und reist bald auf der Bark Europa von Neuseeland ums Kap der guten Hoffnung.
Mathias wollte eigentlich mit seiner Freundin für längere Zeit nach Neukaledonien, jedoch begannen dort bald nach ihrer Ankunft gewalttätige Ausschreitungen und die Sicherheit als "weisser Franzose" war nicht mehr gewährleistet. Die beiden änderten ihre Pläne gezwungenermassen und Mathias, begeisterter Segler aus der Bretagne, entschied sich für einen Segeltrip. Seine Freundin arbeitet aktuell in einem Spital auf den Gambier Inseln. Bald treffen sie sich wieder und möchten die Marquisen besuchen.
Nebst einem Apéro auf Allans sehr tollem Schiff, gehen wir zusammen wandern und grillieren einmal am Strand. Die Begegnung ist für uns bereichernd, es ist immer wieder interessant zu hören, wie andere ihr Leben gestalten. Es gibt so unglaublich viele Möglichkeiten glücklich zu werden.
Wir werden erwischt...
Unsere Aufenthaltsbewilligung für Französisch Polynesien ist leider nach 90 Tagen bereits abgelaufen. Wir haben uns zu ungenau über die Verlängerung des Visas informiert und dachten bis kurz vor Schluss, wir können den Aufenthalt vor Ort verlängern. Dem ist leider nicht so, trotzdem beschliessen wir im Land zu bleiben.
Dadurch befinden wir uns auf einem schmalen Grat und haben diesmal kein Glück. Die Polizei macht in Moorea Kontrollen und nach einer knappen Woche kommt ein Beamter mit einem schwarzen Koffer an Bord.
Freundlich aber bestimmt werden wir über unseren Fehler informiert und die Pässe werden eingezogen. Wir sollen diese so rasch wie möglich am Flughafen in Papeete abholen...
Wir rechnen mit dem schlimmsten und machen uns mit sehr unangenehmen Gefühlen am folgenden Tag auf den Weg. Das Schiff lassen wir vor Anker und nehmen die Fähre zurück nach Tahiti. Im Büro der Grenzpolizei werden wir eine gute Stunde befragt. Alles ist nach wie vor freundlich, jedoch auch sehr bestimmt und es wird klar, dass wir jetzt definitiv gehen müssen. Nach unserem Gefühl geht es darum, abzuklären, warum wir länger als erlaubt geblieben sind und ob wir eventuell aus finanziellen oder anderen Nöten hier fest sitzen. Wir erfinden eine Motoren-Problem Geschichte und bringen diese ganz plausibel rüber. Da uns nicht unterstellt wird, dass wir hier fest sitzen, nimmt alles einen glimpflichen Ablauf. Es bleibt bei einer Verwarnung, nicht einmal eine Geldstrafe.
Das wirklich schlimme an der ganzen Misere ist der geplante Besuch von Lucas' Freundin Anja. Zum Zeitpunkt X sieht es danach aus, dass wir Anja vor der Nase wegfahren und Französisch Polynesien verlassen müssen. Zusammen mit Sailstrong strecken wir die Köpfe zusammen und suchen nach Lösungen.
Jonas und Jenny zeigen sind unglaublich hilfsbereit. So ist es auch in unserer misslichen Lage, ihrer Bereitschaft zur Planänderung zu verdanken, dass wir Anjas Besuch irgendwie hinbiegen können.
Mehr dazu in der nächsten Folge.
Comments