Tag 13
- Wetter: Bewölkt
- Temperatur: 27 Grad
- Wind: 12-18kn
- Speed: 6-9kn
- Zurückgelegte Distanz Total: 1760sm
- Zurückgelegte Distanz letzte 24h: 155sm
- Distanz bis Marquesas: 2132sm
- Welle: 1.5-2m
- Essen: Kürbissuppe mit Thunfisch-Filet
Der Gennaker schlug die ganze Nacht und minderte unsere Schlafqualität. Squalls gab es die ganze Nacht und auch den ganzen heutigen Tag, allerdings nichts bemerkenswertes. Trotz Gennaker ist unsere Geschwindigkeit nicht berauschend und wegen dem ständigen Schlagen (wegen den Wellen) beschliessen wir diesen herunter zu nehmen. Die Squalls bringen auch immer Regen und wir schafften es heute nie, den Gennaker trocknen zu lassen. Erst gegen späten Nachmittag, entscheiden wir uns fürs Runternehmen. Doch der Gennaker war immer noch ein wenig nass. Bedeutet er schimmelt uns bald davon oder wir haben in den nächsten Tagen die Gelegenheit, ihn trocknen zu lassen.
Übrigens sind wir nun mit "ausgebaumter" Genoa statt des Gennakers unterwegs. Die Geschwindigkeit ist aktuell sogar höher als mit Gennaker... irgendwie läuft das bei uns noch nicht so mit dem Gennaker.
Ansonsten ist der Tag wegen den vielen Squalls regnerisch, wir geniessen den Morgen in der Koje und erledigen Büroarbeiten. Erst gegen Abend kommt richtig Leben ins Schiff.
Da wir von anderen Seglern hören, dass es weiter südlich eher grössere Wellen hat und nicht bedeutend mehr Wind, entscheiden wir uns ab heute Nachmittag für einen Kurs 260 Grad, sprich wir segeln fast nur noch gegen Westen. Wir befinden uns aktuell auf der Linie 3Grad 20Minuten Süd und werden so lange südlich segeln, bis wir die 4Grad Süd Linie erreichen. Danach werden wir einen komplett westlichen Kurs einschlagen, also 270Grad. Erst gegen Schluss, wollen wir dann weiter gegen Süden zu den Marquisen segeln.
Hier haben wir aktuell 2Knoten Strömung welche uns zusätzlichen Schub verleiht für den Rest der Pazifiküberquerung. Vielen Dank dafür (=
Tag 14
- Wetter: Bewölkt
- Temperatur: 28 Grad
- Wind: 15-20kn
- Speed: 7-9kn
- Zurückgelegte Distanz Total: 1952sm
- Zurückgelegte Distanz letzte 24h: 192sm
- Distanz bis Marquesas: 2000sm
- Welle: 1.5-2m
- Essen: Pasta mit Thunfischfilet geschmort in einer Tomatensauce
Da wir uns nun in der Zone der Passatwinde befinden, werden die Tage zur Routine. Der Wind bleibt zwischen 15 und 20 Knoten aus 150Grad Backbord. Wir haben die Genua ausgebaumt draussen und das Grosssegel im Reff. Ohne Reff würde das Grosssegel mit diesen Wellen schlagen. Wahrscheinlich, werden wir an dieser Segelstellung bis zu den Marquisen nichts mehr ändern.
Heute war endlich mal wieder ein Tag ohne Regen, wir konnten dadurch einiges trocknen lassen. Unter anderem unseren Gennaker.
Trocknen lassen ist das richtige Sprichwort. Wir haben heute mal wieder nach Schimmel gesucht und gefunden. In den Zimmern und in der Küche gab es einige Fundorte. Der ganze Schimmelbefall ist echt mühsam und wohl auch nicht gerade gesundheitsförderlich. Wir finden kein wirkliches Gegenmittel und finden uns langsam damit ab, einiges an Material und Kleidung nach dieser Reise entsorgen zu müssen.
Es gibt dann doch noch etwas zu feiern, wir erreichen streckenmässig die Halbzeit dieser Überquerung. 2'000 der 4'000 Seemeilen sind hinter uns und wir sausen weiter Richtung Ziel. Die erste Hälfte haben wir in sehr guter Zeit hinter uns gebracht. Wir haben sogar bereits befreundete Segler überholt, welche vor uns gestartet sind. Tempomässig läuft also alles wie gewünscht und unsere Routentaktik, wir fahren nördlicher als die meisten anderen Segler, hat sich ausgezahlt.
Wenn Wind und Strömung weiterhin mitspielen, dürften wir die Marquisen in 10-14 Tagen erreichen.
Tag 15
- Wetter: Sonnig
- Temperatur: 28 Grad
- Wind: 12-18kn
- Speed: 6.5-8.5kn
- Zurückgelegte Distanz Total: 2125sm
- Zurückgelegte Distanz letzte 24h: 178sm
- Distanz bis Marquesas: 1770sm
- Welle: 1.5-2m
- Essen: Tortillas
Ein weiterer gewöhnlicher Tag im Passatwind. Es hat sich Routine eingespielt und an den Segeln musste heute, wie wahrscheinlich auch in den nächsten Tagen, nichts angepasst werden. Letzte Nacht war wellentechnisch eher etwas wild, der Schlaf litt und wurde heute teilweise nachgeholt. Der Tag war dementsprechend ruhig.
Vor Sonnenuntergang sehen wir heute seit vielen Tagen ein anderes Schiff. Ein chinesischer Tanker stört die Monotonie unseres Alltags.
An den heutigen Zeilen wird ersichtlich, dass es langsam eintönig wird. Uns fehlt Bewegung, Auslauf, Klänge, Gerüche, Grünes. Abwechslung.
Tag 16
- Wetter: Sonnig
- Temperatur: 29 Grad
- Wind: 12-16kn
- Speed: 6.5-7.5kn
- Zurückgelegte Distanz Total: 2290sm
- Zurückgelegte Distanz letzte 24h: 165sm
- Distanz bis Marquesas: 1605sm
- Welle: 1.5-2m
- Essen: Gebratene Asia-Nudeln mit Gemüse und Kichererbsen
Die Backstube wird heute morgen wieder richtig eingeheizt, Der letzte Zopf, die Butter ist leider alle, kommt aus dem Ofen und erfüllt Jaleo mit einem feinen Duft. Alle strömen so gleich aus ihren Kojen oder von Deck in die Küche zu Smutje Luca und fressen ihm aus der Hand.
Morgen gibt es eine Backpause, danach wohl ein Brot und wieder einige Tage später werden wir eine vegane Züpfe backen.
Heute rupfen wir seit Tagen mal wieder an den Schoten. Leider kommt der Wind erneut einige Grad achterlicher und unsere Segel schlagen nun definitiv zu viel. Wir suchen nach Lösungen und entscheiden, das Grosssegel herunter zu nehmen. Zwar verlieren wir dadurch ein klein wenig Speed, jedoch steht das Genoa nun besser.
Wir halten also den Kurs 265Grad. Fatu Hiva, unsere Zielinsel in den Marquisen, liegt eigentlich auf 250Grad. Jedoch haben wir hier, etwas weiter nördlich als die meisten anderen Segler, mehr Strömung. Deshalb bleiben wir aktuell in diesem Breitengrad und stechen erst so spät wie möglich nach unten. Oder natürlich, der Strom wird auch hier oben schwächer. Dann würden wir den Kurs wieder anpassen und mit 250Grad direkt Fatu Hiva ansteuern, wahrscheinlich wieder mit Grosssegel.
Heute geniessen wir eine unglaubliche Abendstimmung und sogar der Mond zeigt sich wieder einmal. Letzterer war in den letzten Tagen verschwunden. Die Nacht ist daraufhin klar und voller Sterne, perfekt!
Tag 17
- Wetter: Sonnig
- Temperatur: 30 Grad
- Wind: 11-15kn
- Speed: 5-7kn
- Zurückgelegte Distanz Total: 2440sm
- Zurückgelegte Distanz letzte 24h: 150sm
- Distanz bis Marquesas: 1420sm
- Welle: 1-1.5m
- Essen: CousCous-Salat
Nach dem gestrigen Segelmanöver haben wir heute das Genua bereits wieder zurück geshiftet. Der Wind hat zwar nicht mehr zu unseren Gunsten gedreht, jedoch fahren wir nun eine andere Taktik.
Nachdem wir seit unserem Start in Panama jeweils viel nördlicher als herkömmlich gesegelt sind (und damit sehr gut gefahren sind), stechen wir nun direkt in Richtung Marquesas. Wir schlagen den Kurs 245Grad ein.
Damit machen wir erneut etwas anderes als die meisten anderen Segler. Viele segeln auf etwa 6 Grad Süd bis so 750 Seemeilen vor den Marquisen und steuern erst da die Inseln direkt an. Wir, aktuell noch bei 4 Grad Süd, machen das nun 1'400 Seemeilen vor den Inseln. Wir fahren dadurch direkter, riskieren jedoch die unterstützende Strömung zu verlieren.
In einigen Tagen wird sich zeigen, ob unsere Taktik aufgeht.
Heute wurde erneut einiges an Schimmel entdeckt. Wir sind mit dem Thema echt am Ende. Trotz seit Tagen offenen Fenstern und Ventilatoren schimmeln unsere Zimmer und die Kleidung. Wir haben uns damit abgefunden, dass wir einen Grossteil unserer Kleidung nach der Reise entsorgen werden müssen. Jedoch sind wir besorgt um unsere Gesundheit.
Tag 18
- Wetter: Sonnig
- Temperatur: 30 Grad
- Wind: 8-27kn
- Speed: 4.5-8kn
- Zurückgelegte Distanz Total: 2585sm
- Zurückgelegte Distanz letzte 24h: 145sm
- Distanz bis Marquesas: 1420sm
- Welle: 1-1.5m
- Essen: Kürbis-Kartoffel Suppe
Gestern noch, jedoch nach Redaktionsschluss, kam plötzlich Wind auf. Wichtiger war jedoch die zu unseren Gunsten drehende Windrichtung. Voller Euphorie hissen wir zum Genoa das Grosssegel dazu und machen endlich wieder einmal Top-Speed. Die Freude ist jedoch relativ kurz, in der Nacht flaut der Wind kontinuierlich ab, bis wir am Morgen um 08h00 den Motor einschalten. Dieser läuft bis am Nachmittag. Einige Squalls bringen uns Wind zurück und wir segeln in den Abend herein. Nicht besonders schnell, aber es ist in Ordnung.
Wünscht uns Wind!
Nach das Fischereiverbot gestern aufgehoben wurde, hatten wir zuerst den ganzen Tag kein Glück. Dann am Abend hatten wir zu viel Glück. Die Rute schlägt mächtig aus und der grosse Fisch zieht und viel Schnur ab der Rolle. Wir werden etwas nervös und ziehen die Bremse bis ans Limit. Die Rute biegt sich nach wie vor kräftig und der Rutenhalter wird von der Kraft des Fisches verdreht. Wir werden etwas nervös und plötzlich ist der Druck nach. Die Leine ist gerissen. Wir verlieren den Fisch und das Material. Zudem hinterlasse wir einen Fisch mit Köder im Mund. Unter Fischern ist man sich einige, dass Hacken mit der Zeit herauswachsen. Wir fragen uns, ob dies Fischergarn ist um die eigene Schuld zu beruhigen oder ob das wirklich wahr ist.
Der Tag ist ruhig und wir nutzen dies zum Backen und Putzen. Heute mal ein Dessert, Schokoladen-Erdnuss Kuchen. Den gibt es heute zum Dessert.
Ansonsten wären wir wirklich froh um beständigen Wind, wir haben die hohe See langsam gesehen und würden gerne ankommen. Es wird langsam zu einem psychischen Kampf mit uns selbst.
Tag 19
- Wetter: Sonnig
- Temperatur: 30 Grad
- Wind: 13-18kn
- Speed: 4.5-8kn
- Zurückgelegte Distanz Total: 2880sm
- Zurückgelegte Distanz letzte 24h: 195sm
- Distanz bis Marquesas: 1070sm
- Welle: 1-1.5m
- Essen: Spaghetti mit Tomatensauce und Kichererbsen
Tag 19 und mit dem Sonnenaufgang hissen wir unsere maximale Segelfläche. Der Wind ist stark genug und zudem stimmt gerade die Windrichtung, damit das Grosssegel auch voll hochgezogen nicht schlägt. Im Verlauf des Tages ändert sich leider die Windrichtung. Das Grosssegel schlägt dann ab und zu, unschön aber das nehmen wir für die gewonnene Geschwindigkeit in Kauf.
Die verbleibende Segelzeit sinkt sofort auf ungefähr fünf Tage herunter. Bleibt der Wind beständig, wird das eine schöne Schlussphase.
Heute haben wir die Angelrute wieder vorbereitet. Es wird wieder gefischt.
Wir nehmen diese Tage die Feinplanung der unendlich vielen pazifischen Inseln in Angriff. Es ist sehr schwierig, sich einen klaren Überblick zu verschaffen. Hinzu kommt, dass dieses Segelgebiet nicht so gut ausgebaut ist und wir mit unserem Schiff nicht beliebig viele Ankermöglichkeiten finden werden. Wir bereiten uns auf die möglichen Tücken vor um das Paradies in vollen Zügen zu geniessen.
Tag 20
- Wetter: Sonnig
- Temperatur: 30 Grad
- Wind: 10-16kn
- Speed: 5-7kn
- Zurückgelegte Distanz Total: 3019sm
- Zurückgelegte Distanz letzte 24h: 157sm
- Distanz bis Marquesas: 890sm
- Welle: 1-1.5m
- Essen: Reis mit Gemüse und frisch gefangenem Mahi Mahi
Segler haben viele Bräuche, wir berichteten bereits davon bei der Äquatorüberquerung. Davon gibt es noch viel mehr. Auch Tattoos gehören dazu. Beispielsweise ist ein Brauch, sich für jede 5'000 Seemeilen eine Schwalbe zu tätowieren. Umsegelt man das Kap Horn, darf man sich ein dreimastiges Segelschiff stechen oder eine Schildkröte für den Äquator. Schweine und Hähne schützen vor Schiffbruch.
Die Liste ist lang und es gibt viele andere Traditionen wie die ebenfalls erwähnten Taufen bei der Überquerung von Ozeanen. Wir, als nicht angelernte Segler, kannten diese Traditionen nicht und haben automatisch unsere eigenen entwickelt. Beispielsweise eine Flasche Rotwein bei der Hälfte einer Ozeanüberquerung. Meistens auch noch eine für die letzten 500 oder 1'000 Seemeilen.
Eben diese letzten 1'000 Seemeilen wurden heute früh geknackt und weil es nicht immer Alkohol sein muss, erst recht nicht auf hoher See, feierten wir heute mit einer Flasche Coca Cola. Es kamen alle zusammen und wir genossen eine herrliche Abendstimmung mit Sonnenuntergang, anschliessend einem leckeren Fischgericht und Schokoladenkeksen.
Bald feiern wir das nächste Jubiläum, für diesmal haben wir die Flasche Wein bereits kühl gestellt.
Heute haben wir seit längerem wieder die Angel ausgeworfen. Angeln können wir :D
Keine Stunde nach Auswurf, rasselt die Rute und mal wieder zieht da etwas Grosses. Der Drill dauert bereits mehrere Minuten als plötzlich der Zug nachlässt. Wir haben bereits Angst, wieder alles verloren zu haben, jedoch konnte sich der Fisch befreien. Wir werfen erneut aus un 10 Minuten später klingelt es uns erneut aus dem Schiff ins Cockpit. 10 Minuten später landen wir einen knapp einen Meter grossen Mahi Mahi. Wir erkennen langsam ein Muster, grüne Köder für Thunfische und gelbe für Mahi Mahi.
Der Segeltag ist ruhig und beständig. Wir haben nur noch die ausgebaumte Genoa draussen, das Grosssegel würde schlagen. Mit gemächlichen 6 Knoten Geschwindigkeit, dank zwei Knoten Strömung, segeln wir in Richtung Marquisen. Bei heutigem Redaktionsschluss zählen wir noch 890 Seemeilen bis an unser lang ersehntes Ziel. Diese letzten Meilen könnten innerhalb 4 tagen erledigt sein oder aber, je nach Wind, sich noch auf 10 Tage strecken.
Tag 21
- Wetter: Sonnig
- Temperatur: 30 Grad
- Wind: 11-14kn
- Speed: 5-6kn
- Zurückgelegte Distanz Total: 3167sm
- Zurückgelegte Distanz letzte 24h: 138sm
- Distanz bis Marquesas: 789sm
- Welle: 1-1.5m
- Essen: Gemüse im Ofen mit gebratenem Mahi Mahi
Wir sind weiterhin gemächlich unterwegs in Richtung Marquisen. Es ist Endspurt, fühlt sich wegen dem lauen Wind jedoch gar nicht so an. Wir sind langsam unterwegs und nähern uns dem Paradies nur gemächlich. Der eine oder andere verliert langsam die Geduld und verliert für einige Minuten die Fassung. Wir können darüber lachen und zählen die verbliebenen Seemeilen. Heute haben wir die 800-Marke geknackt.
Wir räumen heute nochmal einige Bilgen aus und kontrollieren diese auf Wasser. Und ja, wir finden Wasser. schiffe sind eigentlich nie 100% dicht. Darüber waren wir selber sehr überrascht. Aber dieses Mal kommt das Wasser wahrscheinlich eher vom Boileranschluss, welcher vor einigen Tagen ein Leck hatte.
Einige Vorratsdosen sind dadurch angerostet, nicht weiter schlimm.
Durch das Wasser im Schiff, ist in den letzten Tagen wahrscheinlich die Feuchtigkeit im Schiff gestiegen. Dies hat natürlich auch das Schimmelwachstum beschleunigt. Wir sind uns nicht ganz einig, ob die Feuchtigkeit wirklich vom inneren des Schiffes selbst kam oder ob das Wetter draussen sich verändert hat. Auf jeden Fall sind wir froh, dass sich dies verbessert hat.
Tag 22
- Wetter: Sonnig
- Temperatur: 30 Grad
- Wind: 11-14kn
- Speed: 5-6kn
- Zurückgelegte Distanz Total: 3346sm
- Zurückgelegte Distanz letzte 24h: 145sm
- Distanz bis Marquesas: 634sm
- Welle: 1m
- Essen: Apero mit selbst gebackenem Brot und einer Flasche Rotwein
Fischmangel auf Jaleo Primero. Als wir eben noch gross plauderten "Fische fangen? Das können wir!" und "Wenn wir angeln dann gibt's auch Fisch" begann hier die Durststrecke. Vorgestern und Gestern kein einziger Biss und heute haben wir einen Fisch bei der Landung verloren.
Wahrscheinlich hilft nur Demut und Geduld.
Zum Glück sind wir nahrungstechnisch nicht auf frischen Fisch angewiesen.
Der Moment zum feiern ist da! Wir haben mit Jaleo Primero 10'000 Seemeilen (18'000km) erreicht. Heute heisst es Rotwein, frisches Brot, hausgemachter Hummus und andere Apero-Leckereien.
Das Wetter spielt ebenfalls mit, wir sind heute dank kräftigerem Wind wieder etwas schneller unterwegs. Die Wellen sind nach wie vor klein und lassen die Feierlaune überhaupt erst zu.
Die vielen Arbeitsstunden und Mühen haben sich gelohnt, das Schiff ist hochseetauglich und lässt uns mit der nötigen Sicherheit die Ozeane ersegeln.
Vielen Dank an alle, die uns motivierten, als wir nur drei Männer mit grossen Träumen waren.
Vielen Dank an alle, die uns unterstützten, als unser Schiff eine chaotische Baustelle und weit entfernt von seetauglich war.
Vielen Dank an alle, die bereits vor der ersten Seemeile an uns glaubten.
Tag 23
- Wetter: Sonnig
- Temperatur: 30 Grad
- Wind: 11-14kn
- Speed: 5-6kn
- Zurückgelegte Distanz Total: 3411sm
- Zurückgelegte Distanz letzte 24h: 138sm
- Distanz bis Marquesas: 470sm
- Welle: 1m
- Essen: CousCous mit Curry
Der Kühlschrank riecht seit einigen Tagen ziemlich unangenehm. Die Arbeiter in Spanien, welche unsere Seeventile getauscht haben, machten beim Anschluss des Kühlschrankes einen Fehler. Eigentlich kann das Kondenswasser mit einer Fusspumpe aus dem Schiff befördert werden. Wegen dem Fehler kann nun leider nur Meerwasser in den Kühlschrank gefördert werden. Nicht sehr hilfreich und einmal mehr ist das, was wir nicht selber gemacht haben, nicht frei von Fehlern.
Vom stehenden Wasser entstehen die schlechten Gerüche und wir versuchen dem so gut es geht Herr zu werden. Die Situation nutzen wir, um den Kühlschrank generell zu reinigen und zu enteisen.
Wir befassen uns weiter mit der Planung der vielen Pazifikinseln. Umso mehr wir recherchieren, umso mehr freuen wir uns darauf. Gerade die Gesellschaftsinseln rund um Tahiti scheinen alles zu bieten, was unser Herz auf dieser Reise begehrt. Surfen, Tauchen, Schnorchel, Wandern, Berge, Strand, Esskultur und vieles mehr.
In den letzten vier Tagen hat der Plotter mit seinen Berechnungen versprochen, dass die Überfahrt noch 4 Tage dauern wird. Weil wir immer langsamer werden und heute der Wind wieder am Limit des segelbaren ist, sagt der Plotter immer noch 4 Tage. Dies ist ein bisschen unser Dilemma. Natürlich wird die Distanz immer weniger, die Zeit bis zum Ziel bleibt jedoch häufig über Tage hinweg gleich.
Tag 24
- Wetter: Sonnig
- Temperatur: 30 Grad
- Wind: 11-14kn
- Speed: 5-7kn
- Zurückgelegte Distanz Total: 3567sm
- Zurückgelegte Distanz letzte 24h: 145sm
- Distanz bis Marquesas: 350sm
- Welle: 1m
- Essen: Chili sin Carne mit Reis
350 Seemeilen bis zu den Marquisen! Wir wären dann mal bereit an zu kommen. Der Plotter verspricht uns heute 2-3 Tage. Wir planen die letzten drei Abendessen und holen immer öfters Dosen aus der Bilge.
Unsere Beine und der Rest der übrig gebliebenen Muskeln schreien nach Bewegung, das Gehirn sehnt sich nach neuen Impulsen.
Während die Lust am Segeln langsam schwindet, steigt die Lust anzukommen und sich wie Entdecker zu Kolumbus' Zeiten zu fühlen.
Übrigens haben wir auf der ganzen Überquerung kein anderes Segelschiff gesehen, weder in echt noch auf dem Kartenplotter. Das bedeutet, dass wir uns nie näher als ca. 50km einem anderen Schiff genähert haben. Wir sind hier also echt einsam unterwegs!
Auf dem Atlantik fuhren wir über mehrere Tage parallel mit einem polnischen Segelschiff. Am Horizont war häufig deren Mast ersichtlich. Durch den Kartenplotter und per Funk trafen wir damals eine französische Einhandseglerin mit ihrem Schiff "Caramel" und einige andere.
Vielleicht ändert sich dies nun in den letzten Tagen noch, logischerweise werden sich die Anzahl Segelboote auf einer Fläche mit der Nähe zu den Inseln verdichten.
Tag 25
- Wetter: Sonnig
- Temperatur: 30 Grad
- Wind: 8-14kn
- Speed: 4-6kn
- Zurückgelegte Distanz Total: 3624sm
- Zurückgelegte Distanz letzte 24h: 125sm
- Distanz bis Marquesas: 208sm
- Welle: 1m
- Essen: „Chäshörndli“ mit Russischem Salat
Fiiiiisch! Endlich, nach einer Durststrecke von 4 Tagen, fangen wir wieder essbaren Fisch. Wir hatten zwar in den letzten Tagen einige Bonitos, diese mögen wir jedoch nicht besonders. Heute war es dann wieder ein leckerer Mahi Mahi. Den sparen wir uns für morgen, den hoffentlich letzten Abend auf dieser Überquerung.
Übrigens geht es langsam an die Ankunftsplanung. Wir wollen an diesem Ankerplatz, welcher laut Navily auch steinig sein kann, nicht in der Nacht ankommen. Eine Kontrolle per Schnorchel ist für uns zwingend.
Daher sollten wir nun, wenn wir nicht noch eine Nacht anhängen wollen, nicht mehr langsamer werden. Leider haben wir an unserem Schiff mittlerweile einen starken Muschelbewuchs. Irgendwie schaffen es diese Tiere, trotz ständiger Bewegung, sich am Schiff festzumachen und zu wachsen. Dies ist schlecht für unser Unterwasserschiff und macht uns langsamer. Nach Ankunft werden wir bald die Muscheln beseitigen müssen.
Dasselbe Phänomen hatten wir bereits auf dem Atlantik und wir wurden gewarnt, dass dies auf dem Pazifik noch schlimmer sei.
Tag 26
- Wetter: Sonnig
- Temperatur: 30 Grad
- Wind: 8-13kn
- Speed: 4-6kn
- Zurückgelegte Distanz Total: 3793sm
- Zurückgelegte Distanz letzte 24h: 134sm
- Distanz bis Marquesas: 99sm
- Welle: 1m
- Essen: Kürbis-Kartoffel Suppe mit Rahm und frisch gebratenem Mahi Mahi
Anfangs sind wir uns noch nicht ganz sicher, aber wahrscheinlich wird dies der letzte ganze Tag und die kommende Nacht die letzte auf dieser Überquerung für uns. Erst gegen Abend zeichnet es sich ab, dass es reichen sollte, wenn auch nur knapp. Wir müssen zwingend bei Tageslicht ankommen um den Anker kontrollieren zu können. Mit der aktuellen Geschwindigkeit und den uns bremsendem Muschelbewuchs wird dies schwierig.
Seit längerem gibt es mal wieder frisch gebackenes Brot. Sowieso wird die Küche heute nochmal richtig eingeheizt. Immerhin hoffen wir alle, dass dies das letzte Überquerungs-Abendessen wird. So gibt es die mittlerweile berüchtigte Kürbis-Kartoffel Suppe mit Rahm und heute sogar mit Whiskey abgelöscht. Es ist ein bretonischer Whiskey. Die Bretagne als grosses Segelgebiet, in welchem der Segelsport wie bei uns der Fussball zelebriert wird, sehen wir als geeignete Herkunft für diesen Whiskey. Dazu ein an Rosmarin gebratener Mahi Mahi.
Apropos Essen, heute ging der letzte Apfel und mit dem Kürbis auch das letzte Gemüse über den Ladentisch. Was bleibt sind noch einige Zehen Knoblauch.
Bei Redaktionsschluss sehen wir gerade noch wie die dreistellige Zahl bei der Distanz bis zum Ziel fällt. 99 Seemeilen verbleiben uns von ursprünglich 4'000. Einfach unglaublich.
Tag 27
- Wetter: Sonnig
- Temperatur: 30 Grad
- Wind: 8-20kn
- Speed: 4-6kn
- Zurückgelegte Distanz Total: 3891sm
- Zurückgelegte Distanz letzte 24h: 134sm
- Distanz bis Marquesas: 0sm
- Welle: 1m
Wir sind bereit, die Insel ist in Sichtweite, heute endet unsere zweite und somit letzte Ozeanüberquerung dieser Reise. Ein toller Tag für uns, bringt doch so eine Überquerung einige Strapazen mit sich. Der leicht aufgefrischte Wind bringt uns nun locker vor Sonnenuntergang ans Ziel.
Die Insel ragt majestätisch aus dem Wasser. Jurassic Park beschreibt es am besten. Steil ragen die Felsen empor, mit zartem und saftigem Grün sind sie bedeckt. Die Wolken bleiben an der Insel hängen.
Der Ankerplatz ist auf der Windabgewandten Seite, so fahren wir zuerst nördlich vorbei und nähern uns erst danach der Bucht bei dem kleinen Dorf. Auf Fatu Hiva leben insgesamt 600 Menschen. Das Ankern ist hier schwierig, genauso steil die Insel empor ragt, so schnell wird das Meer hier tief. So benötigen wir hier zwei Ankerversuche. Schlussendlich kommt unser Anker auf etwa 35m unter Wasser zu liegen. Zu tief für uns, um danach zu tauchen. Wir sind uns also nicht ganz sicher, ob der Anker sich gut im Sand vergraben hat und hält. Beim Test mit Motor kamen wir leicht ins Rutschen, hatten jedoch gleichzeitig Fallwinde von maximal 35kn. Das ist ganz schön viel. Mit einem mulmigen Gefühl beenden wir das Manöver und entscheiden uns, die nächsten Tage das Schiff nicht alleine zu lassen. Unser neuer Nachbar teilt uns sogleich mit, dass hier immer wieder Boote wegrutschen.
Die Ankunft haben wir uns ein bisschen anders vorgestellt, aber die Freue und andere Glücksgefühle lassen wir uns nicht nehmen. Bei Bier und Chips stossen wir auf den jüngsten Erfolg an und lassen uns von dieser prächtigen Szenerie verzaubern.
Hallo Ihr Drei plus weibliche Begleitung 😄
Danke für die tollen Bilder und Kmmentare 👍👏
Lieber gruss aus den Griechenland Ferien 🌊🏖️😎☀️🙋♂️🙋🏻♀️
Roger & Sandra