top of page

330 Tage auf dem eigenen Segelschiff - "Das Ende der Reise unseres Lebens?"


In den letzten Wochen und mit dem Beginn des Verkaufsprozesses des Schiffes, hat sich ein neues Ende unserer Reise ergeben. In dieser Sonderausgabe geht es um getroffene Entscheidungen und deren Folgen.


Segler in St Lucia

Tahiti statt Neuseeland

Das Ziel unserer Reise war ursprünglich Neuseeland. Warum gerade Neuseeland wissen wir gar nicht mehr so genau. Es schien einfach sinnvoll und liegt auf der Barfussroute. Zudem ist der Schiffsverkauf in Neuseeland einfacher als auf einer Pazifischen Insel. Nach ersten Kontaktaufnahmen mit Bootsmaklern in Neuseeland, hat sich letzteres jedoch nicht bestätigt. Auch in Neuseeland müsse man mit einer Verkaufszeit von sechs Monaten und länger rechnen. Unser Wunschpreis schien auch dort unrealistisch. Da das angeschriebene Maklerbüro ebenfalls einen Posten in Tahiti hat, einigten wir uns darüber, das Schiff bereits in Tahiti auszuschreiben. Haben wir keinen Erfolg, können wir immer noch nach Neuseeland segeln. Diese Gespräche führten wir unmittelbar vor und nach der Pazifiküberquerung. Nach Ankunft in den Marquisen und etwas Abstand zu den 26 Tagen auf hoher See, hofften wir immer mehr auf einen Verkauf in Tahiti. Wir mögen das Leben auf dem Schiff und am Wasser. Es bringt einige Nachteile und Schwierigkeit, aber auch so viel unglaublich Schönes, Einmaliges und Magisches. Jedoch können wir aus den langen Segeltouren von mehreren Tagen bis Wochen nicht viel Schönes herausnehmen. Natürlich gibt es auch hier positive Momente. Sei es ein Fisch an der Angel, ein Sonnenuntergang, die Milchstrasse, die Ruhe, die Kraft, die Endlosigkeit des Ozeans. Doch dem gegenüber stehen schlaflose Nächte, Kopfschmerzen, Anspannung, ungestillter Bewegungsdrang und das sich für uns wie Folter anfühlende ständige Rollen des Schiffes. 24h, 7 Tage, fast 4 Wochen lang pausenlos.

Daher fragen wir uns immer häufiger, braucht es die Segelstrecke nach Neuseeland überhaupt noch? Es wären nochmal 20 Tage auf See. Zwar mit Pausen dazwischen, welche jedoch auch wieder das Einklarieren in neue Länder zur Folge hätte. Apropos einklarieren, Neuseeland hat ziemlich strenge Vorschriften. Mit Planung, Abwarten des Wetterfensters und sonstigen Vorbereitungen, würde die Überfahrt nach Neuseeland gut einen Monat in Anspruch nehmen. Zeit, welche wir auch im bisher wunderschönen Inselstaat Französisch Polynesien geniessen könnten.


Erneut schlaflose Nachtschläge innerhalb der Marquisen und zu den Tuamotus machen uns die Entscheidung dann einfach. Wir haben keine Lust mehr auf 30 Tage Segeln, Behördenkampf und Schiffsprobleme. Wir bleiben in Tahiti!

Für uns ist die Entscheidung an diesem Punkt sehr logisch und wir freuen uns auf die plötzlich um einen Monat verlängerte Zeit in Französisch Polynesien.

 

Jérôme verlässt das Schiff

Seit Beginn der Reise war bekannt, dass Pascal und Vanessa im Sommer 2024 heiraten werden. Das von uns allen befreundete Paar, hat mit Jérôme eine sehr enge Beziehung. Seine Teilnahme an der Hochzeit ist eigentlich ein Muss. Daher spielte Jérôme von Anfang an mit dem Gedanken, die beiden an ihrem grossen Tag zu überraschen. Als das Fest näher kam, ergab sich die Möglichkeit, tatsächlich ab Papeete in die Schweiz zu fliegen und einen Monat später wieder zurück aufs Schiff zu kommen. So buchte Jérôme die Flüge und überraschte Pascal und Vanessa erfolgreich an der Hochzeit.

Als die Entscheidung stand, dass wir Tahiti nicht mehr verlassen und das Schiff hier verkauft wird, war fraglich, ob Jérôme wirklich noch für einen Monat zurück kommen soll. Nach Absprache unter uns, sind alle damit einverstanden, dass Jérôme in der Schweiz bleibt.


Schiffsverkauf in Tahiti

Neuseeland wäre ohne Zweifel der bessere Ort für den Verkauf eines Schiffes als Tahiti. Jedoch würde es nach unserer Recherche und Absprachen mit Maklern auch in Neuseeland sechs Monate oder länger dauern, das Schiff zu verkaufen. Ebenso ist der potentielle Käufer nicht zwingend ein Neuseeländer. Ebenso gut könnte es ein Australier oder Amerikaner sein, welcher sein Suchradius bis Neuseeland erweitert. Diese potentiellen Käufer können dann ebenso gut nach Tahiti fliegen.

Nur der Verkaufspreis wäre wahrscheinlich in Neuseeland ein bisschen höher als in Tahiti. Rechnet man jedoch die ganzen Kosten und Reparaturfolgen der Überfahrt nach Neuseeland mit ein, verlieren wir wohl nicht mehr viel. Das Argument des höheren Verkaufspreises schwindet.

Mittlerweile haben wir den Makler in Tahiti kennen gelernt und haben das nötige Vertrauen aufgebaut, uns bleibt auch nichts anderes übrig. Lukas und Luca werden irgendwo zwischen Oktober und Mitte November zurück in die Schweiz reisen und falls das Schiff bis dahin nicht verkauft ist, alles dem Makler überlassen. Nur falls zwingend nötig, werden wir für den Verkauf dann noch einmal zurück nach Tahiti fliegen.


Ist das Projekt dadurch gescheitert?

Segelroute um die Welt

3 Freunde – 2 Ozeane – 1 Ziel

  • Unser Slogan zu Beginn der Reise.


3 Freunde: 

  • Sind wir nach wie vor. Natürlich gab es zwischenmenschliche Schwierigkeiten, doch unsere Beziehung ist an einigen Stellen auch gewachsen.


2 Ozeane: 

  • Check!


1 Ziel: 

  • Glücklicherweise haben wir im Slogan das Ziel nicht definiert. Aber natürlich haben wir damals an Neuseeland gedacht. Trotzdem fühlt sich keiner von uns als gescheitert. Wenn man bedenkt, mit welchen Segelkenntnissen und nautischer Erfahrung wir gestartet sind, haben wir für unsere individuelle Wahrnehmung unglaublich viel erreicht. Während die erste Hälfte bis zum Panamakanal von vielen Schwierigkeiten und Unerfahrenheit geprägt war, durften wir die zweite Hälfte im Pazifik völlig auskosten. Die Segelgebiete der Karibik werden zwar von einigen Seglern geschätzt, jedoch von vielen als überbewertet empfunden. So auch von uns. Dafür muss man wirklich nicht den Atlantik überqueren, die Europäischen Küsten haben ebenso viel zu bieten. Der Pazifik entschädigt dann alles. Das hier ist wirklich ein Segelparadies. Gerade deshalb könnte man auch den Pazifik und Französisch Polynesien als unser Ziel betiteln.

 

Also nein, für uns ist dieses Projekt in keiner Hinsicht gescheitert.


Unsere Aufenthaltsbewilligung wird nicht verlängert

Um das Schiff in Französisch Polynesien zu verkaufen, bleiben wir gesamt länger in diesem Land als geplant. Dazu reichen die 90 Tage Aufenthaltsbewilligung für Schweizer nicht. Nach Recherche und Informationen von anderen Seglern, konnte man bis vor wenigen Monaten das Visum vor Ort verlängern. Nach mehreren Versuchen in Papeete, der Hauptstadt von Polynesien, ist dies leider nicht gelungen. Die Behörden waren sich in ihren Aussagen nicht einig, wir trafen teils auf Widersprüche. Hilft ja nichts, sagen wir uns und suchen neue Wege. Wir fanden drei Möglichkeiten.

 

  1. Ausreisen und illegal im Land bleiben. Unter dem Radar in Ankerbuchten verweilen und erst für die letzten drei Tage unserer total 90 Tage Aufenthalt wieder einreisen und dann in Rekord Tempo Schiff verlassen, Makler treffen, packen und nach Hause fliegen. Verläuft alles reibungslos, könnte dies funktionieren. Das Risiko ist jedoch erhöht und die Folgen nicht abschätzbar.

  2. Wir fliegen aus dem Land, beantragen auf einer französischen Botschaft ein Visum und fliegen zurück. Was sich einfach anhört ist dann doch mit einigem Aufwand, Kosten und Zeit verbunden. Wir haben nicht endgültig geklärt, ob dies auf irgendeiner französischen Botschaft machbar wäre oder nur in der Schweiz.

  3. Wir segeln doch nach Neuseeland.

 

Drei!

Nach der oben beschriebenen mehrwöchigen Findungsphase, dass wir das Schiff in Tahiti verkaufen und uns Jérôme verlässt, entscheiden wir innerhalb 48h doch nach Neuseeland zu segeln. Es scheint uns die beste der drei Optionen und wir sind überzeugt, einmal angekommen werden wir stolz sein, Neuseeland doch erreicht zu haben. Wir bleiben nun noch wenige Tage versteckt im Land und verlassen dann Polynesien in Richtung Tonga. Das Königreich Tonga ist eines der wenigen Pazifischen Gebiete, welches nie kolonialisiert wurde. Wir freuen uns enorm, dieses Königreich zu entdecken und natürlich freuen wir uns danach auf Neuseeland!

Der Weg wird jedoch hart. Diese Zeilen schreiben wir kurz nachdem unser Anker mal wieder rutschte! Aktuell herrschen starke Winde, welche von den steilen Inseln verstärkt werden. Die zehn Tage Überfahrt nach Tonga werden wir zu zweit meistern müssen. Da wir Hals über Kopf ausklarierten, konnten wir so schnell keine Crew mehr auftreiben. In Tonga werden wir hoffentlich für die letzten zehn Tage Überfahrt nach Neuseeland Mitsegler/Innen finden. Am liebsten würde wir zu viert nach Neuseeland segeln.

 

Tahiti wandern

Da Jérôme bereits sein Leben in der Schweiz organisiert und fest damit rechnete, dass das Schiff Tahiti nicht mehr verlässt, ist es für ihn keine Option mehr, zurück zu kommen. Der Wechsel zwischen zwei Leben, ein Leben mit Schiff auf den Weltmeeren und ein festes Leben in der Schweiz, ist nicht ganz einfach. Daher haben wir Verständnis, für diese Entscheidung.

421 Ansichten3 Kommentare

Aktuelle Beiträge

Alle ansehen

3 Comments


Guest
Sep 02

heftigs rollercoaster di story:D

Like

Guest
Sep 02

Hallo Jungs

Ihr könnt stolz sein auf das erreichte und die vollbrachten Segel Meilen und klar habt Ihr Euer Ziel Erreicht 🤗 Wünsche Euch viel Glück und guten Wind für den Rest Eurer Reise und viel Glück beim Verkauf des Bootes 🤗Danke für die schönen Bilder und Berichte war schön so ein wenig dabei zu sein ohne das Schaukeln des Bootes 😁

Gruss Röschu

Like

Guest
Aug 30

Viel Glück für den Rest eures Abenteuers , danke für s erzählen und die wunderschönen Bilder teilen.. Die Berichte sind so bildlich , dass ich das" rollen " direkt spüren konnte :-) Kommt gut nach Hause und viel Glück beim Schiffsverkauf Ruth

Like
bottom of page