Da man sich sowieso ständig auf dem Wasser befindet, ist es sehr naheliegend, dass nebenbei geangelt wird.
Ausrüstung
Wir haben eine Angelrute zum Schleppangeln dabei. Diese ist eher kurz und ziemlich stabil, die Rolle ist grösser als in der Schweiz gängig und auch Schnur, Karabiner und Hacken sind stärker. Beim Schleppangeln hat sich folgende sehr einfache Montage bewährt. Wir angeln mit einer geflochtenen Schnur mit einer Tragkraft von 52.3kg.
Danach ein Karabiner und als Vorfach eine monofile Schnur von 1mm Durchmesser. Dieses Vorfach wurde uns nicht ein einziges Mal durchgebissen. Als Köder kommt dann eine Plastik Imitation eines Kalamaren dran, dazu ein Doppelhacken. Der Hacken ist ziemlich gross und stabil, das ist notwendig. Manchmal haben wir zwischen Vorfach und Hauptschnur einen Erreger montiert.
Dieser bleibt an der Oberfläche und macht dort ziemlich Radau, dadurch werden Fische angezogen. Wir haben jedoch keine merkliche Verbesserung dadurch festgestellt. Sowieso werden die Fische vom Segelschiff selber angezogen und auch der Kalamer selbst als Köder sollte an der Oberfläche bleiben. Wenn er ab und zu abtaucht ist die in Ordnung. Man muss nicht weit hinter dem Schiff angeln, wir haben variiert und Fische zwischen 15m und 50m hinter dem Schiff gefangen. Das nachgezogene Dinghy hat wohl auch nicht gestört, da sind wir uns jedoch nicht ganz sicher.
Farben haben bei uns die folgenden Kombinationen am besten gebissen: gelb-weiss; grün, blau-pink.
Weiter besitzen wir eine Harpune, die kam bisher meist für Langusten zum Einsatz. Beim Harpunenangeln geht man im Wasser auf die Pirsch und wartet so ruhig und beständig wie möglich, dass ein Fisch vor der Harpune vorbei schwimmt. Wer hastig bewegt und zielt, landet im besten Fall einen Glückstreffer. Das Schwarmverhalten von Fischen funktioniert, es ist enorm schwierig, sich auf einen einzelnen Fisch zu fokussieren.
Leider gestaltet sich das Harpunenangeln als tückisch bis unmöglich. Zwar fangen wir Fische damit, jedoch haben Fische in der Nähe eines Riffes in tropischen Gewässern das Risiko von Ciguatera, einem Gift welches je nach Menge bis zum Tode führen kann. Das Gift gelangt durch Korallen und Muscheln in den Nahrungskreislauf. Dort nehmen es kleine Fische auf, welche dann von Räubern gefressen werden. Das Gift lagert sich so im Fleisch der Raubfische ab. Letzteres kann dann beim Verzerr dem Menschen zum Verhängnis werden. Deshalb gehen wir bisher nur mit lokalen Fischern auf Jagd. Würde man länger an einem Ort bleiben, könnte man die örtlichen Begebenheiten erlernen. Jedoch kann es sein, dass bei der einen Insel ein Fisch von Ciguatera befreit ist, bei der Nachbarsinsel jedoch nicht.
Fische
Beim Schleppangeln beschränkt sich die Anzahl fangbarer Fische auf wenige Arten. Thunfisch, Mahi Mahi, Bonito und Wahoo. Der Thunfisch ist weltweit überfischt und so erstaunt es nicht, dass wir die ersten Thunfische erst nach Kolumbien gefangen haben. Wahoos haben wir bisher auch keine gefangen. Bonitos, Thunfische und Mahi Mahi jedoch reichlich.
Beim Harpunenangeln ist die Vielfalt diverser. Wegen Ciguatera, wie oben beschrieben, trotzdem sehr schwierig.
Unsere bisherige Erfahrung
Im Mittelmeer haben wir nur 2 kleine Bonitos gefangen. Jedoch haben wir auch einige Fische verloren, welche grösser waren. Einmal sind wir uns fast sicher, haben wir auch einen Gelbflossen Thunfisch erkannt. Im Mittelmeer hatten wir noch weniger Erfahrung und haben schlechteres Material verwendet. Dies erklärt die niedrigere Fangquote und auch das Verlieren diverser Fische. Die Köder waren nicht die richtigen, die Angelhacken zu klein und teils auch das Material zu schwach. So hat uns einmal ein wahrscheinlich sehr grosser Fisch an der Marokkanischen Küste nahe Tangier ein Karabiner aufgedrückt.
Das ganze Handling war zu Beginn auch eher schwierig. Sollen wir die Geschwindigkeit verlangsamen? Wie bringen wir den Fisch vom Wasser ins 1m höhere Cockpit? Alles nicht so einfach auf einem krängenden und schaukelnden Segelschiff. Wie so oft macht Übung den Meister.
Dies erklärt dann auch die bessere Fangquote im Atlantik. Wenn der Köder im Wasser war, haben wir täglich einen Fisch gefangen. Interessant war der viertelstündliche Fischfang nach der Strasse von Gibraltar. Es ist bekannt, dass die Strömung vom Atlantik Nahrung in die Meerenge bringt und dadurch die Gewässer fischreich sind.
Interessant ist ebenfalls, dass wir auf den Ozeanen Fische fingen, welche weitab vom Land und bei über 4'000m Wassertiefe leben. Offenbar leben diese Tiere dort nur im offenen Wasser und benötigen keinerlei Bodenstruktur zum Leben. Thunfischeier treiben offenbar einfach an der Wasseroberfläche (natürlich für uns nicht sichtbar).
Danach haben wir die Liste nicht mehr sauber weiter geführt. Im Pazifik und erst recht um die Marquesas Inseln sind die Gewässer fischreicher. Der wahrscheinlich im Mittelmeer und Atlantik stärker überfischte Thunfisch, fängt man hier häufiger. Auffallend ist auch die Grösse der hier gefangenen Bonitos, dem etwas weniger köstlichen Bruder des Thunfisches. Die Fische hier sind im Schnitt mindestens doppelt so gross und dadurch viel stärker. Der Bonito kommt weltweit als Dosenthunfisch in die Regale.
Fischerei in den Marquesas
In ganz Französisch Polynesien ist das Angeln mit Netzen verboten. Dies ist ein sehr vorbildliches Gesetz und beugt Überfischung vor. Leider finden grosse Fischfangnationen Umwege um dies zu umgehen. Folgende Informationen stammen vom Fischer Laurent, wir haben ihn im Hauptort von Nuku Hiva kennen gelernt. Natürlich unten am Hafen, dort werden die Tagesfänge filetiert und die Fischabfälle gleich am Steg den Haien verfüttert.
Offenbar setzen industrielle Fischkutter schwimmende Flosse mit Netzen aus. Dies geschieht auf der einen Seite des Seegebiets von Französisch Polynesien. Wind und Strömung treibt die Flosse danach einmal durch die fischreichen Gewässer und lockt die Fische aus dem geschützten Gebiet.
An den Netzen der Flosse bildet sich sehr schnell Leben in Form von Muscheln und Algen, dies zieht kleinere Fische an, welche von den grösseren Räubern gejagt werden. Ein kleines Ökosystem entsteht. Die Flosse werden mit Sendern getrackt und von den Fischerbooten wieder gefunden. Mit grossen Netzen nimmt die Tragödie dann seinen Lauf und es werden tonnenweise Fische und Beifang aus dem Meer gezogen.
Offenbar gibt es sogar Helikopter, welche zuerst messen, wie viele Tonnen Fisch um ein Floss sind.
Denkt an diese Zeilen beim nächsten Thunfischfilet und All-You-Can-Eat Sushi Angebot.
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