Fatu Hiva
Wir wissen es nicht, aber es könnte gut sein, dass Steven Spielbergs Jurassic Park auf dieser Insel gedreht wurde. Mächtig ragen die Felsen empor in den wolkenbedeckten Himmel. Der Passatwind bringt die nasse Luft vom Meer auf diese Insel, wegen den Erhöhungen steigt die Luft empor und kühlt sich ab. Dadurch die Wolkenbildung und der häufige Niederschlag. Der Stein ist wegen seinem vulkanischen Ursprungs schwarz und wirkt dadurch umso bedrohlicher. Die Insel ist voll bewachsen mit Pflanzen, eine unglaubliche Vielfalt an Grüntönen füllt die Stellen zwischen den schwarzen Felsen.
Vielleicht liegt es auch daran, dass wir 26 Tage kein Land gesehen haben, wir sind von der Kulisse überwältigt.
Beim ersten Gang an Land werden wir bald von einem Einwohner angesprochen, er fragt uns, ob wir Früchte brauchen. Die Insel und deren Klima beschenkt ihre Bewohner hier mit reichlich pflanzlicher Nahrung. Wir erwarten bereits die Frage nach einer Gegenleistung, doch es kommt nichts. Als Segler haben wir bisher häufig Ablehnung und Eiversucht empfunden. Yachtleute gelten als reich und arrogant, das Image wird wohl auch durch Werbung von Superyachten an der Côte Azur genährt. Auf Langfahrer trifft dies jedoch nur selten zu. Voller positiver Gefühle verabschieden wir uns mit Bananen, Limetten und der Grünen Tahiti Grapefruit. Es geht weiter mit Kontakten und Geschenken. Nun werden wir hie und da für Zigaretten, Rum und spezifische Bauteile angesprochen, welche auf dieser Insel ansonsten nur schwer zu beschaffen sind. Die Kinder am Strand fragen für Fischereiartikel.
Rückblickend war dies die schönste Woche bisher. Wir konnten Schnorcheln, Dinghysurfen und baden. Es ist nur noch angenehm warm statt übertrieben heiss, wir wandern und können die Kultur dieser Menschen persönlich erleben. Letztere machen auf uns einen glücklichen Eindruck. Das Dorf und die Häuser sind gepflegt und die vorhandene Infrastruktur unterhalten.
Hiva Oa
Eigentlich war Hiva Oa eher als technischer Zwischenstopp eingeplant. Wir sollten endlich einklarieren und unsere 12 Abfallsäcke, welche wir seit Panama anhäufen, entsorgen. Zudem sind wir froh um eine etwas bessere Einkaufsmöglichkeit als auf Fatu Hiva.
Daraus wurde jedoch ein sehr abwechslungsreicher Aufenthalt. Unsere deutschen Freunde, Jenny und Jonas, haben uns nach dem Ankern direkt mit Baguette begrüsst. Die beiden machen sich immer sehr stark für die Segelcommunity und haben auch bereits ein Abendessen in der örtlichen Pizzeria organisiert.
Wir machen es uns zur Routine, Vormittags ins Dorf zu gehen und dort ein Gebäck, einmal sogar Gipfeli, zu geniessen. Manchmal trinken wir danach einen leckeren Kaffee. Als wir Jonas ganz cool mit seinem Skateboard auf dieser Strecke sehen, kommt uns in den Sinn, dass wir tief im Schiff auch noch unsere Boards verstaut haben. So nehmen wir am nächsten Tag die Bretter mit und haben ausserordentlich viel Spass, damit die Hänge herunter zu fahren.
Am Dorfstrand brechen surfbare Wellen und so nehmen wir am dritten Tag auch unsere Bretter ohne Rollen hervor. Deren Einsatz ist lange her, Surfen war bisher nur in Teneriffa möglich.
Hiva Oa hat leider auch etwas negatives, der Ankerplatz ist überfüllt und die Konditionen schwierig. Der Wind ist oft schwach, dazu kommt eine leichte Gezeitenströmung. Dies hat zur Folge, dass sich die Schiffe nicht zwingend zur gleichen Seite hin ausrichten und Kollisionsgefahr besteht. Als ein polnischer Einhandsegler sehr nahe an uns ankert, fahren wir rüber und machen ihn freundlich darauf aufmerksam, dass er zu nahe an uns sei. Er sah das Ganze etwas lockerer und meinte, das sei kein Problem und er bleibe sowieso auf dem Schiff und beobachte die Situation. Na gut, wir können ihn ja nicht zwingen. Uns ist die Sache nicht geheuer und Jérôme meldet sich zur Ankerwache. Wir anderen gehen zum angekündigten Pizzaessen.
Unser polnischer Freund nahm das mit dem Beobachten nicht so genau und verliess sein Schiff ziemlich bald. Nur dank Motoreinsatz und darauf folgendes vehementes Vertreiben des Polen, konnten wir Schäden am Schiff verhindern.
In Hiva Oa verlässt auch Bente, unsere treue Begleiterin von Curacao nach Cartagena und danach erneut von Cartagena bis hier hin, unser Schiff. Vielen Dank für deinen Einsatz und deine zuverlässigen Schichten während unseren Überfahrten. Du bleibst uns mit deiner aufgestellten Art und mit vielen schönen Momenten in Erinnerung und wurdest dadurch zu einem Teil unserer Reise.
Tahuata
Die kleine Insel Tahuata liegt keine zwei Stunden von Hiva Oa entfernt. Wir sind dankbar, keine Nacht durchsegeln zu müssen. Nach Ankunft stellen wir fest, dass sich diese Insel von den anderen beiden unterscheidet. Tahuata hat keine hohe Erhebung und es bleiben hier weniger Wolken hängen. Die tiefere Menge an Niederschlag macht sich in der Flora bemerkbar. Die Ankerbucht mit dem hellen Sandstrand ist dadurch nicht weniger schön und wir geniessen diesen tollen Ort.
Den eben geschriebenen Zeilen widersprechend, regnet es ab Tag vier fast täglich. Das unschöne Wetter zwingt uns in die Kojen zurück. Wir sind nicht unglücklich über die Abwechslung und nutzen die Tage am PC zum Lesen und Planen.
Trotz dem Regen müssen wir irgendwann mal wieder Wäsche waschen. Wir suchen uns also eine Schönwetterlücke und fahren mit unserem Dinghy ins nahe gelegene Dorf. Jimmy empfängt uns nicht besonders freundlich in seinem Snack Restaurant. Wir kommen mit ihm ins Gespräch und fragen nebst der Wäsche auch nach Früchten. Er will zuerst nicht so recht und wird auch etwas unfreundlich. Zögernd bestellen wir etwas zu essen. Jimmy sei hier der Koch, er trägt ein ärmelloses Shirt mit Flecken und Löchern. Doch dann wird uns ein hervorragender Thunfisch mit Gemüsesauce und Reis serviert. Nach dieser positiven Überraschung, setzt Jimmy nun noch einen drauf. Er kommt mit etwa zwanzig Mangos aus der Küche und schenkt uns diese. Wir hacken nun noch mal nach, eventuell hat er auch noch Bananen. Nach wieder etwas unfreundlichem Ton, verspricht er uns Bananen, wenn wir ihm beim Wäsche abholen Seile mitbringen.
Zwei Tage später fahren wir also wieder zu Jimmy, als wir ihn bereits von weitem sehen, rufen wir ihm freundlich zu. Er verzieht keine Miene und hat wieder sein Pokerface. Egal, wir hoffen auf die Bananen und freuen uns über das bald servierte köstliche Mittagessen und saubere Wäsche.
Wir holen nun das Seil hervor und fragen Jimmy, ob er also Bananen für uns habe. Er inspiziert das Seil und nickt. Zusammen in seinem Pickup fahren wir den Hügel hinauf zu seinem Haus. Jimmy hat einen naturnahen Garten und Schweine. Dann plötzlich wird der Mann sehr warm. Er erzählt uns wer wo wohnt und welche Früchte und welches Gemüse er hier selber angepflanzt hat. Mit seiner Machete kommt er voll in Fahrt und fällt für uns einen ganzen Bananenbaum. Offenbar wachsen diese in 6-8 Monaten nach und tragen bereits wieder Früchte. Jimmy ist nun ein anderer Mensch und offenbar konnten wir ihn für uns gewinnen. Zurück im Restaurant mit weiteren Mangos, etwa 200 Bananen, Orangen, Granatäpfel und Auberginen spielt er sogar noch Gitarre und Ukulele für uns. Es entwickelt sich eine gemütliche Runde und wir lernen von Jimmy über die Vergangenheit der hier lebenden Völker und die Geschichte der Insel. Unsere hartnäckige Art hat sich gelohnt und wir behalten Jimmy in bester Erinnerung.
Als Information für euch zu Hause, Früchte finden sich hier nicht im Supermarkt. Auf den anderen Inseln wurden uns die hier im Überfluss wachsenden Früchte geschenkt. Der Tauschhandel ist für uns eine schöne Art, etwas zurück zu geben.
Nuku Hiva
Eine wilde Nacht bringt uns von Hiva Oa nach Nuku Hiva. Die Segeljungs, zwei junge Männer welche in fünf Jahren um die Welt segelten und uns inspiriert haben, machten von hier sehr gute Videos. Daher wissen wir relativ gut, was uns erwartet. Die Ankerbucht Daniel's Bay hat zwar kein schönes Wasser, dafür gleich neben an einen Surfspot. Auch ein Weg zum Wasserfall Taipoo startet gleich hier am Strand.
Nuku Hiva ist für uns die perfekte Kombination zwischen einem Strandurlaub und wilder Natur. Es ist warm und der Strand ist voller Palmen. Der dunkle Stein, die hohen Klippen und die Wolken lassen dann alles sehr wild erscheinen. Bilder der Wanderung zum Wasserfall sprechen für sich.
Wir wechseln noch einmal Ankerplatz innerhalb Nuku Hiva und fahren die kurze Distanz rüber zum Dorf (wir haben in der kurzen Strecke sogar einen Thunfisch gefangen). Hier gibt es noch die letzte Möglichkeit, für die nächsten 7 Wochen bis Tahiti Proviant zu kaufen. Wir nutzen diesen Ort ebenfalls, um endlich unsere ersten Tauchgänge im Pazifik zu machen. Zwar ist die Sicht nicht perfekt, doch die wilde Welt der Marquisen besticht auch unter Wasser. Wir sehen Haie, wobei dies mittlerweile nicht mehr ganz so speziell ist. Die Tiere leben hier in einem gesunden Bestand.
Leider gibt es für uns auch hier einen Ankerkrimi. Unser erstes Ankermanöver sitzt zwar auf Anhieb, jedoch treiben die Boote Abends gegen 23h wieder irgendwie umher. Wir kommen unseren Freunden von Lucky Jonny gefährlich nah und entscheiden zu später Stunde den Anker etwas weiter weg zu setzen. Alles geht gut, doch wir kommen dadurch erst nach Mitternacht ins Bett und müssen am nächsten Morgen um 6h15 bereits raus für den Markt. Die Ankerbucht ist zudem sehr rollig, mal wieder wenig und schlechter Schlaf. Am nächsten Tag gehen Jérôme und Luca wie eben erwähnt tauchen, Lukas bleibt auf dem Schiff. Zum Glück!
Lucky Jonny will bereits los auf die Tuamotus, kriegen jedoch ihren Anker nicht los und beginnen zu rutschen. Lukas geht rüber um zu helfen und bemerkt dann vom anderen Schiff aus, dass unser Schiff gegen den Strand treibt. Schnell reagiert er zusammen mit Jenny und rettet unseren Jaleo.
Obwohl wir gerade jetzt auf den Marquisen eine wirklich wunderschöne Zeit erleben, sind wir der Meinung, dass das Leben auf dem Segelschiff nicht wirklich funktioniert. Dies ist ein Beispiel dafür. Wir möchten uns nicht ausmalen, was passiert wäre, wenn Lukas keine Probleme mit dem Druckausgleich hätte und heute auch Tauchen gegangen wäre.
Übrigens wird ganz Französisch Polynesien von Frankreich subventioniert. Im Gegenzug hat Frankreich einen politisch und militärisch interessanten Standort in mitten des Pazifischen Ozeans. Zudem werden die traumhaften Inseln von vielen Franzosen zum Auswandern und Ferien machen genutzt.
Und weiter geht's
Vom einen Paradies, den Marquesas, geht es nun ins nächste, die Tuamotu Atolle warten auf uns. Beide Inselgruppen gehören zu Französisch Polynesien, sind jedoch 3 Segeltage voneinander entfernt.
Wir hoffen auf guten Wind und kleine Welle.
Euer Alltag könnte nicht spannender sein , richtig schön wie hier im Blog von den Tiefs und Hochs erzählt wird. Wie ihr auch von Missgeschicken oder unglaublichem Glück erzählt , denn das mit dem abtreibenden Boot war ja wirklich eine gefährliche Situation , ufff , Schutzengel waren da auch in der Nähe :-) Der etwas kautzige Ladenbesitzer war auch gut beschrieben und es zeigt sich wieder einmal , dass es sich lohnt " nett in den Wald zu rufen , damit es auch nett heraus klingt " , ich denke , dass die Inselbewohner halt manchmal auch schlechte Erfahrungen machen mit den Touristen und Seglern . Von nichts kommt nichts gäll.
Danke für die schönen Bilder und Erzählungen und weiterhin gute…