Die ABC-Inseln
Alle haben schon mal von den ABC-Inseln gehört, doch keiner weiss so recht wo diese sind. Die drei Inseln bestehen aus Aruba, Bonaire und Curacao. Zusammen bilden die heute unabhängigen Inseln die Holländischen Antillen. Alle drei liegen jeweils um die 100km auseinander und sind nördlich vom Festland Venezuelas. Nach Recherche einigen wir uns auf Curacao und freuen uns auf eine lebendige "holländische" Insel.
Curacao
Nach einer ruhigen Überfahrt mit viel Einsatz des neuen Gennakers, kommen wir im Morgengrauen des 3. Februars in der Lagune "Spanisch Wasser" an. Curacao besitzt mehrere Lagunen, mit dem Meer verbundene Salzwasser Seen. Die Insel war dank diesen Naturhäfen zu Kolonialzeiten sehr beliebt. So eine Lagune hat für Segler Vor- und Nachteile. Der Naturhafen ist sehr ruhig, das Schiff ankert sicher und wir schlafen besser. Dafür ist es viel wärmer (wodurch wir dann wieder schlechter schlafen..) und das Wasser ist trüb. Letzteres lädt nicht zum Baden ein und taugt auch nicht für den Einsatz des Wassermachers. Soweit alles gut, wir haben uns darauf eingestellt und geniessen den Wechsel des Tagesprogramms. Nachdem in der Karibik die Unterwasserwelt zum Alltag gehörte, ist es nun in Curacao das Land, das uns lockt. Wir mieten auch das erste Mal ein Auto.
An den ersten Tagen zieht es uns in die Zivilisation, Willemstad hat holländische Architektur und bietet die von uns lang vermisste Kulinarik. Es gibt "normale" Restaurants, wie wir es von Europa kennen. Wir geniessen kubanische und lokale Küche, aber auch ein guter Italiener und grossartiges Barbecue findet sich in der Stadt. Es ist hier sogar möglich, ein IPhone zu kaufen. Da erst vor kurzem eines über Bord fiel, ist dies eine willkommene Gelegenheit. Warum die Möglichkeit des Kaufs eines IPhone erwähnenswert ist? Es ist auf unserer Route teils schwierig bis unmöglich an Ersatzteile zu kommen. Melina, welche seit Grenada Gast an Bord ist, hat uns unter anderem 2 neue IPhones und Starlink (Satelliten Internet) mitgebracht. IPhones waren nicht einmal mehr auf den Kanaren erhältlich und Starlink nur auf wenigen Inseln in der Karibik.
Der Mambo Beach, eine künstliche Strandanlage mit Einkaufszentrum ist der Place-to-be in Curacao. Hier sonnen sich tagsüber Touristen und Einheimische um am Abend zu dinieren. Nach Sonnenuntergang verwandelt sich der Strand in eine Outdoor Disco und mehrheitlich Touristen feiern bis tief in die Nacht. Wir gesellen uns dazu und sind uns einig, Barfuss im Sand unter Palmen tanzt es sich am besten.
Nach einem leider etwas enttäuschendem Tauchtag (viele tote Korallen), erkunden wir die Insel mit dem Auto. Es gibt einen tollen Nationalpark am Meer, dort vertreten wir uns die Füsse und schauen später in einer Lagune mit Pelikanen vorbei. Sehr schöne Tiere, jedoch goren die Vögel den ganzen Tag mit ihrem Kopf im Schlamm. Am Abend zieht es uns öfters nach Willemstad. In Curacao ist gerade Carneval, daher ist fast jeden Abend etwas los.
Wir versuchen uns auch das erste Mal im Kitesurfen (Lukas bringt Erfahrung mit). Nach dem Treffen mit Pascal Gutknecht auf Union Island, hat es uns gepackt, diesen Sport auch zu verfolgen. So buchen wir jeweils 3x2h Unterricht und sind stolz auf die ersten gefahrenen Meter mit dem Brett. Beim Kitesurfen hat man zwei wichtige Aspekte, den Kite (Schirm) und die Position von Körper und Brett. Da man anfangs eigentlich nur damit beschäftigt ist, irgendwie den Kite unter Kontrolle zu bringen, macht dieser Sport erst richtig Spass, wenn man gut darin ist. Es heisst also dran bleiben und wir nehmen uns vor, weitere Möglichkeiten zu nutzen.
Kiten ist nicht zu unterschätzen, wir durften dies hautnah erleben. Wir springen in der Zeit vorwärts und befinden uns ankernd an der Küste Arubas. Nicht weit entfernt befindet sich ein Strandabschnitt mit einigen Kiteschulen und dementsprechend Kitern im Wasser. Als wir uns nachmittags für eine Siesta auf dem Schiff hinlegen, hören wir Schreie von draussen. Wir erwachen und springen an Deck. Ein Kiter schreit sich die Seele aus dem Leib und versucht sich auf unser Schiff zu retten. Wir werfen ihm ein Seil zu und mit letzter Kraft zieht er sich auf unser Boot. Der junge Mann hat sich überschätzt und ging alleine Kiten. Der Wind an diesem Spot weht vom Land in Richtung offenem Ozean. Es ist beim Kiten nicht einfach, gegen den Wind aufzukreuzen. Genau dies wurde hier zum Verhängnis und Steven, so heisst der Kerl, wäre fast in den offenen Ozean getrieben. Das hätte böse enden können.
Carneval mal anders
Viele karibische Inseln feiern "Fasnacht", ebenso Curacao. Es geht etwas anders zu und her als wir dies kennen, genau darum geht es beim Reisen. In Curacao besteht der Carneval aus Umzügen. Die verschiedenen Gruppen bauen sich ihre Wägen zusammen und schmücken diese mit ihrem jeweiligen Thema oder sonst kunterbunt. Eines haben alle gemeinsam, einen grossen Stromgenerator und möglichst grosse Lautsprecher. Eine Woche lang gibt es fast täglich einen Umzug. Am Sonntag ist der Höhepunkt und die grösste Parade. Diese beginnt um 13h im knapp 10km entfernten Santa Maria. Erst um 19h Abends, also 6h später, erreichen die Wägen das Ziel Willemstad. Man sieht es den Tänzerinnen und Tänzern an, die meisten sind völlig erschöpft und die Choreografien leiden, sind teils sogar inexistent. Für uns ist das Ganze ein bisschen seltsam. Viele warten hier stundenlang am Zaun, es ist im vornerein nicht genau bekannt, wann die Parade ankommt. Fragt man die Leute, erhält man beliebig viele Uhrzeiten als Antwort. Ist es dann tatsächlich so weit, sind leider die meisten Tänzer und Musiker zu erschöpft um richtig abliefern zu können. Das bessere Erlebnis hätte man wahrscheinlich weiter oben in Richtung Startpunkt. Übrigens ist das Fest nach Ankunft der Parade sofort vorbei. Alle gehen nach Hause und wir tun es ihnen gleich.
Unser Fazit: Fasnacht kann Murten besser.
Weiterfahrt nach Cartagena und neue Gäste
Nach Curacao soll es weiter gehen nach Cartagena. Dort wollen wir unser Schiff auskranen und Reparaturen als Vorbereitung für den Pazifik erledigen. Leider spielt das Wetter nicht mit, die Winde sind sehr stark diese Tage. Der Wasserweg nach Cartagena führt am "Cabo de la Vela" vorbei. Ein berüchtigter Ort mit häufig doppelter Windstärke (als gemeldet) und starkem Wellengang. Doch wir haben diesen Krantermin in Cartagena, welchen wir aus Zeitgründen einhalten möchten. Nach Absprache mit unserem Experten-Coaching (André Rüegg), beschliessen wir abzuwarten und entscheiden uns für einen technischen Zwischenstopp in Aruba.
Vielen Dank André! Dein unglaubliches Wissen übers Cruising-Segeln hat uns vor vielen Fehlern bewahrt und gibt uns in unsicheren Zeiten den nötigen Rückhalt. Wer weiss, in welche Gefahren wir uns ohne dich navigiert hätten?
Nachdem Melina uns in Curacao verlassen hat, begrüssen wir nun Bente und Marine als Gäste auf unserem Schiff. Die beiden reisen unabhängig voneinander als Crew im Atlantik und der Karibik. Beide haben unterschiedliche Geschichten der Vergangenheit und verschiedene Pläne für die Zukunft. Mit ihren Erfahrungen bereichern sie unsere Reise und packen im Schiffsalltag kräftig mit an. Auf natürliche Weise lernt man sich auf einem Segelschiff sehr schnell, sehr gut kennen. Der Platz ist begrenzt und man kann Emotionen kaum verstecken. Gespräche entwickeln sich schnell in persönlich Richtungen.
Wir blicken sehr positiv auf die gemeinsame Zeit auf dem Schiff zurück.
Bente: Deine Leidenschaft und Leichtigkeit fürs Segeln sind ansteckend und dein Wissen über diesen Sport beeindruckend. Dein Humor und deine aufgestellte Art machen dich zu einem willkommenen Gast auf unserem Jaleo. Als die Wellen in der letzten Nacht vor Cartagena wilder wurden und unsere Stimmung sank, meintest du, es sei doch ganz "cozy".
Marine: Einige Menschen dieser Welt sind mit ihrem Leben im Hamsterrad nicht zufrieden. Das kapitalistische System passt ihnen nicht, es fehlen sinnstiftende Tätigkeiten. Lösungen? Keine.
Dann kommst du und reist als Backpackerin und per Anhalter um diese Welt und glaubst an das Gute im Menschen. Mit deinem eigenen Filmprojekt über Frauen leistest du uneigennützig Aufklärungsarbeit. Mit Workaway und anderer freiwilligen Beschäftigung im nachhaltigen Bau engagierst du dich in lobenswerten Projekt. Vielen Dank für deine Inspiration und dein vorbildliches Verhalten.
Dann eben Aruba
Ungeplant machen wir also diesen technischen Stopp in Aruba. Wir kommen ohne Erwartungen und wollen eigentlich nur weiter nach Cartagena. Da das Meer wellig und der Wind stark sind, beschliessen wir, dass immer mindestens zwei Personen auf dem Schiff sein müssen. Die erste Charge geht dementsprechend früh raus und geniesst dann den Nachmittag auf dem Schiff, da wird auch gleich etwas Schlaf nachgeholt. Die zweite Charge gönnt sich etwas mehr Zeit im Bett und geniesst dann den Nachmittag an Land. Per Zufall ankern wir gleich an einem Kitesurf Spot. Keine Frage, wir buchen 2 weitere Lektionen und verbessern unser Können.
In der Nähe befindet sich ebenfalls ein Leuchtturm und einige Wege durch die Sanddünen dahinter. Die Stimmung im Morgengrauen ist perfekt.
Nach einer gemütlichen Zeit geht es nach 4 Nächten weiter nach Cartagena.
Die Überfahrt nach Cartagena wird dann überraschend angenehm. Dank gutem Wind um die 20 Knoten kommen wir zügig voran. Jaleo rauscht mit acht Knoten durchs Wasser. Die Wellen sind kleiner als erwartet, nur zu Beginn der letzten Nacht wird es für drei bis vier Stunden etwas wilder. Die Stadteinfahrt Cartagenas erreichen wir gegen Mittag vom 22. Februar. Die Wolkenkratzer sind imposant und wir sind sehr stolz, mit dem eigenen Schiff von Barcelona bis nach Kolumbien gesegelt zu sein und in dieser wunderschönen Szene in Cartagena einzufahren.
Es ist nun der Donnerstag vor dem Montag, an welchem wir das Schiff auskranen werden. Wir planen die Tage dazwischen und wollen am Montag voll durchstarten. Danach muss das Schiff für den Pazifik bereit sein.
Eine super Lektüre auf unserer Überfahrt von den Grenadinen nach Bonaire. Cool, weiterhin viel Spass und fair winds!
Cool was Ihr alles so erlebt auf Euerm Segel Turn und Chapeau für Euch den Mut zu haben das durchzuziehen ! Gesundheit Glück und guten Wind wünsche ich Euch !
Gruß Röschu aus Kerzers
Es ist total faszinierend von eurer Reise, euren Erlebnissen, Erfahrungen und Abenteuern zu lesen. Ich habe euren Link schon mehrfach weitergegeben, um andere daran teilnehmen zu lassen! Helen Grüter, Kerzers
Immer sehr schön von euch zu lesen. Weiterhin viel Glück und Spass auf der weiteren Reise. Liebe Grüsse aus der Schweiz. Kathrin Tschachtli